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Im Naturpark Südschwarzwald © Peter Mesenholl
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Wie d’Schnure gwachse isch - Ein Abend voller alemannischer Dichtkunst

Sieben Wortakrobatinnen und -akrobaten bewiesen am Samstag in Bernau, dass der alemannische Dialekt jung geblieben ist und mehr sein kann als bloßes Kommunikationsmittel. Ingrid Ruesch zeigte dies besonders gekonnt und sicherte sich mit ihrem Finaltext "Loslosse" den Sieg. Unterhaltung boten auch "d’Knaschtbrüeder", die den musikalischen Mundart-Part gestalteten.

Krieg, Heimat, Toleranz, Abschied, gleichgeschlechtliche Partnerschaft, Oberflächlichkeit, Imkerei – der reichhaltige Themenpool des 1. alemannischen Poetry Slams bot abwechslungsreiche Unterhaltung, die ein begeistertes Publikum hinterließ. Die Moderation durch Marion Eiche vom SWR und Jürgen Hack von der Muettersproch-Gsellschaft sorgte für einen munteren Verlauf der Veranstaltung am 29. Oktober 2022 im Bernauer Kurhaus. Der Poetry Slam war eine Kooperationsveranstaltung des Naturparks Südschwarzwald und der Muettersproch-Gsellschaft. Eine Arbeitsgruppe Mundart, die sich im März 2021 gebildet hat, organisierte in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Bernau und dem Kurhaus Bernau den Event.
Angetreten waren sieben Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die dialektal vielfältig Comedy, Gesang, Poesie und Prosa auf verschiedenen Niveaus zum Besten gaben. Während die letztjährige "Alemannisch läbt"-Gewinnerin Valo Christiansen bereits eine umfangreiche Poetry-Slam-Karriere vorzuweisen hat, war es für manche eine Bühnenpremiere, wie beispielsweise für den 14 Jahre jungen Mika Jehle aus Efringen-Kirchen, der gekonnt über sein Hobby, die Imkerei, dichtete. Der Geschäftsführer des Naturparks Südschwarzwald e. V., Roland Schöttle, gab sich zum Auftakt als "schwäbischer Dialektmigrant" zu erkennen und bedankte sich bei der Arbeitsgruppe Mundart und Sabine Dietzig-Schicht, die seitens des Naturparks die Organisation übernahm. Der Schirmherr Alexander Schönemann, Bürgermeister der Gemeinde Bernau, machte deutlich, dass Dialekt eines seiner Herzensthemen ist und gerade auch unterschiedliche Färbungen der Sprache einen besonderen Reiz ausmachen. Die Beiträge bildeten diese Vielfalt von "Lenzkircherisch" bis "Wiesentälerisch" exemplarisch ab.

Valo Christiansen aus Weil am Rhein startete mit "Ich bi Grenzgängerin" in den Abend, der 24-jährige Dario Bednarz ließ seinen Gedanken rund um das Thema Heimat freien Lauf und Sandhya Haswani aus Herrischried, die den Dialekt von ihren Freunden gelernt hat, nahm auf eben solche Freundschaften, aber auch aktuelle Probleme und mediale Oberflächlichkeit Bezug. Zwischendurch besangen "d’Knaschtbrüeder" den drohenden Verlust des Dialektes sowie vielerlei unterhaltsame Lebenslagen und Gedanken rund um Dialekt und Heimat, womit sie für Belustigung im Saal sorgten. Die spätere Gewinnerin des Abends, ebenfalls bereits etabliert in der Poetry-Szene, Ingrid Ruesch aus Freiburg, sinnierte über das "Zit ha" und Fragen, die man sich hin und wieder stellen sollte und sicherte sich mit ihrem zweiten Beitrag über das "Loslosse" den Sieg. Die Müllheimerin Tabea Steinger nahm das Publikum mit in eine typische Nachbarschaftssituation auf dem Dorf, wo "jedes immer alles weiß, was de machsch un denksch un saisch". Die Kunstfigur "Dr. Haribert Schätzle" sorgte für Lachmuskelkater, indem er komödiantisch darüber sinnierte, wie man "Ich liebe dich" im Dialekt sagt und zum Fazit "Mir fühle alles, außer Hochdeutsch" gelangte. Er stand schließlich nach dem Vorrundenbeschluss der Publikumsjury gemeinsam mit Valo Christiansen und Ingrid Ruesch im Finale, das Ruesch für sich entschied.

Besucherinnen und Besucher sowie das Organisationsteam zeigten sich sehr zufrieden mit der bunten Poetry Slam-Premiere, die komplett ausverkauft war. Beiträge des Abends sind unter anderem in der Mediathek des SWR (Landesschau vom 31. Oktober 2022), am 24. November in einer Sondersendung des SWR4, online beim Radiosender DASDING sowie in einem Youtube-Video der Badischen Zeitung (https://www.youtube.com/watch?v=DTrZ75g7GCU) zu finden.

Bildnachweise:
Abschlussbild Poetry Slam NP SSW: Die Teilnehmer des 1. alemannischen Poetry Slams, Sandhya Haswani, Dario Bednarz, Tabea Steinger, Mika Jehle, "Dr. Haribert Schätzle", Ingrid Ruesch mit Organisatorin Sabine Dietzig-Schicht (Naturpark Südschwarzwald e. V.), Martin Bühler (AG Mundart) sowie dem Moderationsteam Marion Eiche und Jürgen Hack. © Naturpark Südschwarzwald e. V.


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veröffentlicht: Mi, 02.11.2022
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